Unsere Berufung

Jesus ruft und wir möchten folgen – Unser Weg nach Kenia

Sandra (Teil I)

Ich erinnere mich an eine Schulsituation aus dem Abi, als der Englischlehrer mal zu unserer Klasse meinte, dass wir nicht für ihn, sondern fürs Leben lernen und einige von uns sicher auch mal im Ausland leben werden. Mir war klar: Ich ganz bestimmt nicht!

2010, ich saß an einem Sonntag im Gottesdienst, als die Pastorin ihre Predigt unterbrach und direkt in mein Leben sprach. Sie sagte, dass ich nach Afrika gehen werde. Mein Herz schlug wie verrückt und ich war ziemlich nervös. Ich dachte, die Pastorin muss sich vertan haben. Ich bin überhaupt nicht der Mensch, der einfach so ins Ausland gehen würde. Ich sagte Jesus also, dass das ein ziemlich großer Schritt für mich wäre und dass wenn das wirklich sein Wille wäre, er das bestätigen solle. Man soll ja alles prüfen. Nur kurze Zeit später kam die Bestätigung!
Ganz andere Situation, ein amerikanischer Pastor, der nach der Predigt auf mich zu kam und ebenso in mein Leben sprach mit fast den gleichen Worten. Verrückt, oder?! Daraufhin fasste ich den Entschluss: Ok Jesus, dann geht‘s jetzt los. Es begann ein Prozess, in dem ich mich informierte und dazu mit Gott in einen Dialog trat.
Dabei zeigte er mir sehr liebevoll, dass noch nicht der richtige Zeitpunkt war. Also begann ich infolge meiner abgeschlossenen Berufsausbildung meine Arbeitsstelle und vertraute Gott, diese Prophetie zur richtigen Zeit zu bestätigen.

Am 01.11.2011 kam ich mit meinem jetzigen Ehemann Stephan zusammen und als wir uns irgendwann Zukunftspläne machten – Stephan wollte in einer großen Firma arbeiten, vielleicht auch mal einige Jahre in Florida leben – da kam auch Afrika mit ins Gespräch. Aber wir zwei waren uns einig, das wäre nur eine Option, wenn Gott das deutlich zeigen würde. Und das tat er! Vieles könnten wir jetzt aufzählen, zwei Situationen wollen wir kurz beschreiben.

Stephan und ich unterhielten uns über die Option Afrika. Während des Gespräches unterbrach er mich. Wir gingen hinaus auf den Balkon und schauten die zwei Stockwerke hinunter. Wir hörten Frauen afrikanische Lieder singen. Sehr untypisch für unsere Wohngegend! Wir waren sehr berührt.

Als Stephan und ich Jesus Willen, uns nach Afrika zu schicken klar verstanden, fragten wir ihn, ob er sich wirklich sicher sei, da wir beide sehr unbegabt in Englisch sind. Nur kurze Zeit später bekam Stephan einen Englischkurs von seinem ehemaligen Arbeitgeber finanziert! Ungewöhnlicherweise durfte er diesen Unterricht auch noch Zuhause wahrnehmen, als Privatunterricht zusammen mit mir.

Svenja (Teil I)

Meinen 26. Geburtstag (Ende Oktober 2015) startete ich mit einer Gebetszeit und mit Liedern, um Gott zu danken. Während dieser Zeit fragte ich Jesus, was er mit meinem Leben noch vorhat. Ich hörte deutlich eine Stimme, die „KENIA“ zu mir sagte. Als skeptischer Mensch war ich völlig überwältigt und verunsichert, ob ich mir die Stimme eingebildet hatte und fragte daher: „Jesus, kam das von dir?“. Als Antwort hörte ich das Wort „NAIROBI“. Ich habe viele Stärken, Erdkunde gehört jedoch nicht dazu. Von mir heraus hätte ich nicht gewusst, dass Nairobi die Hauptstadt von Kenia ist und musste dies anhand meiner Atlas App überprüfen. Ich war überrascht, dass Gott mir tatsächlich ein Land mit der dazu gehörigen Hauptstadt nannte und ich zusätzlich von innen heraus wusste, dass sich dieses Land im Nordosten Afrikas befindet.

Sehr euphorisch, allerdings noch leicht verunsichert bat ich Gott um weitere Bestätigungen. Am selben Tag erzählte ich meiner Schwester Sandra von dem Erlebnis, dass Gott mir ein Land mit der dazu gehörigen Hauptstadt in Afrika nannte. Ich verschwieg ganz bewusst, um welches Land bzw. welche Stadt es sich dabei gehandelt hat. Sandra fragte mich gleich, ob es sich dabei um ein Land mit „K“ handle. Als ich dies bejahte, fragte sie: „Ist es Kenia?“ Ich war völlig überwältigt davon, dass Sandra ausgerechnet auf dieses Land kam und erkannte daran, wie Gott sein Reden zu mir bestätigte. Ich fragte Sandra anschließend, woher sie wisse, dass es Kenia ist und sie erzählte mir von einer Begebenheit, die sich nur wenige Tage zuvor bei ihr ereignet hat (s. unten). Darüber hinaus erhielt ich am selben Tag (es war ja mein Geburtstag) von einer Freundin ein Buch über einen Mann, der in Afrika Wunder erlebte, geschenkt.

Ich hatte bis zu diesem Tag nicht wirklich in Erwägung gezogen nach Afrika zu gehen. Auslands-Mission lag mir zwar schon auf dem Herzen, seit ich mich 2007 dazu entschieden habe, Christ zu werden. Allerdings war ich mir sicher, Gott würde mich nach Israel senden. Seit diesem besonderen Rufen Gottes bekam ich aber eine große Liebe für Kenia und ich bin sehr froh darüber, Gottes Ruf gefolgt zu sein.

Sandra (Teil II)

Dass ich an Svenjas Geburtstag direkt Kenia im Kopf hatte, hatte natürlich auch seine Geschichte. Kurze Zeit vor ihrem Geburtstag ging ich zum Walk for Freedom in Hamburg, einem stillen Protest gegen Menschenhandel. Auf dem Rückweg fuhr ich mit zwei Mädels aus meiner Gemeinde, die ich bis dahin kaum kannte. Es gab genau zwei Gesprächsthemen: Das eine war Prostitution und Menschenhandel in Deutschland, worum es ja auch beim Walk for Freedom ging und woraus später auch die Sisters for Hope in meiner Heimatstadt Lüneburg entstanden.
Das zweite Thema war witzigerweise Afrika. Dabei wurde ich hellhörig, da Stephan und ich bereits gemeinsam schon einige Wegweisungen für eine mögliche Mission in Afrika erhalten hatten. So stieg ich in das Gesprächsthema mit ein und erzählte, dass Stephan und ich uns vielleicht, ggf., u.U. vorstellen könnten, eventuell auch mal nach Afrika zu gehen. 😉 Daraufhin entgegnete eine der beiden, dass wir dann unbedingt nach Kenia gehen müssten. Ich antwortete: „Danke für den Tipp, aber den Ort müsste Gott uns schon deutlich zeigen.“

Als meine Schwester Svenja mir dann nur kurze Zeit später an ihrem Geburtstag erzählte, Gott habe ihr ein Land gezeigt, klingelte diese Situation direkt auf und ich spürte, dass es Kenia war.

Svenja (Teil II)

Seit meinem 26. Geburtstag schenkte Gott uns vieren viele Zeichen, die immer wieder bestätigten, dass wir alle gemeinsam nach Kenia gehen sollen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Als gelernte Diabetesberaterin betreute ich eine Patientin mit Schwangerschaftsdiabetes über einen längeren Zeitpunkt. Die Frau war Afrikanerin und brachte zu einem ihrer wöchentlichen Termine ihren Ehemann mit. Ich wusste schon aus den vorigen Beratungen, dass die beiden Christen sind. Die komplette Beratung über schwieg ihr Mann und fragte mich am Ende, ob ich schon Mal in Afrika war. Ich antwortete: „Nein, ich denke jedoch darüber nach.“ Daraufhin sagte er: „Das weiß ich!“ Interessanterweise ereignete sich dieses Ereignis kurz nachdem wir vier den Entschluss gefasst haben, nach Afrika zu gehen. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt jedoch noch mit niemandem darüber geredet.

Stephan und Sven

Für uns Männer stand nun fest, wir müssen handeln. So gingen wir auf die Suche nach einer Missionsgesellschaft. Da wir alle Mitglieder in der Freien evangelischen Gemeinde in Lüneburg sind (siehe https://feg-lueneburg.church/), lag es nahe, zuerst die Missionsgesellschaft des Bundes FeG aufzusuchen: Die Allianz-Mission (AM). Praktischerweise sollte schon ca. 2 Wochen später, Mitte November 2015, das Kennenlern-Seminar „Geh!“ stattfinden. Wir Männer entschieden uns, die rund 450 km weite Fahrt nach Ewersbach auf uns zu nehmen, um einen Einblick zu erhalten. Wir waren sofort begeistert vom Kronberg-Forum, der Freundlichkeit und Kompetenz der Mitarbeiter und konnten uns gut vorstellen, mit der AM zusammenzuarbeiten. Wir legten dar, dass wir eine klare Berufung für Kenia haben, jedoch Ingenieure, keine Theologen seien. Wir hörten von Dr. Thomas Schmidt (unser heutiger Missionssekretär) zum ersten Mal vom neuartigen Missionskonzept B4T – der Schaffung von Arbeitsplätzen als Mittel der Armutsbekämpfung unter christlichen Werten. Er hatte das Konzept in seiner Arbeit in Vietnam kennengelernt und den Wunsch mitgebracht, solch ein Konzept auch in der Allianz-Mission weltweit umzusetzen. Durch die konkrete Anfrage ergab sich eine gute Gelegenheit die Gremien der AM dafür zu gewinnen und ein Pilotprojekt in Kenia zu starten.

Schon damals packte uns die Begeisterung und wir spürten, dass das etwas für uns sein könnte. Im Verlauf unserer weiteren Vorbereitungen verfestigte sich der Gedanke immer mehr und wir gewannen Stück für Stück die Gewissheit, dass dies der Weg ist, den Jesus für uns in Kenia vorbereitet haben könnte. Auf diese Weise können wir unsere von Gott geschenkten Gaben und Talente einbringen und haben dadurch die Chance, Gesellschaft positiv zu verändern.

Stephan

Für mich war es wichtig, mich mental und emotional auf diese neue Zukunftsaussicht vorzubereiten. Ich entschied mich, Gott in der Berufung von früheren Leitern zu suchen. So begann ich das Buch der „Richter“ im Alten Testament zu studieren. Dabei wurde ich in Querverweisen immer wieder auf die Bibelstelle im 1. Buch Samuel Kapitel 7, Vers 12 aufmerksam. Dort heißt es: „Da nahm Samuel einen Stein und setzte ihn zwischen Mizpa und Sen und nannte ihn Eben Ezer.“ Die Bezeichnung „Eben Ezer“ bedeutet sinngemäß: Bis hierhin hat Gott uns geholfen und beinhaltet zugleich die Zusage, dass Gott auch in Zukunft helfen wird. Der Stein, den Samuel aufstellte, sollte also eine Erinnerung an Gott und seine Hilfe sein und dazu ermutigen, auch weiterhin auf ihn zu vertrauen.
Als Svenja sich intensiv mit der Allianz-Mission befasste, wurde sie in einer Broschüre auf das Gründermotto der AM von vor über 125 Jahren aufmerksam: „Eben Ezer – Bis hierhin hat Gott uns geholfen.“ Für mich als spirituellen Menschen ein interessanter „Zufall“ – Wer gibt einer Missionsgesellschaft schon so ein Gründermotto. Wir sahen darin alle vier einen roten Faden von Gottes Zuspruch, dass wir bei der Allianz Mission richtig waren.

Weil „Eben Ezer“ in der Afrika-Vorbereitungszeit so prägend für uns wurde, spielten wir mit dem Gedanken, uns als Team „Eben Ezer“ zu nennen. Besonders überwältigt waren wir dann, als wir in den ersten Tagen die erste Kirche in Kenia besuchten. Direkt auf dem Gelände befand sich ein großer Stein mit der Aufschrift: „Eben Ezer“. Liebevoll, bestätigend geht Gott uns voraus. So kennen wir ihn. Unsere erste in Kenia gegründete Firma trägt nun auch diesen Namen.

Sven

Die Berufung von Svenja in die Mission nach Kenia Ende Oktober 2015 traf mich wie ein Blitz. Wir waren zu der Zeit gerade in unseren Hochzeitsvorbereitungen. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, eines Tages im Ausland zu arbeiten. Afrika war bis zu diesem Tag jedoch nie Teil meiner Überlegungen gewesen. Da ich den Ruf von Svenja und Sandra als eindeutig wahrnahm, rückte Kenia auch bei mir immer mehr in den Fokus meiner Überlegungen und Pläne.
Als ehemaliger Offizier der Bundeswehr war es meine Pflicht an verschiedenen Lehrgängen teilzunehmen. Nur etwa einen Monat nach der Berufung meiner Frau und zwei Wochen nach dem Geh!-Seminar der Allianzmission lud mich ein befreundeter Physiker im Rahmen meines Arbeitsschutz-Lehrgangs in Sonthofen zu einem Gottesdienst ein. Dort predigte ausgerechnet ein kenianischer Pastor, mit dem ich über Kenia ins Gespräch kam. Es ist wirklich erstaunlich, dass ich Mitten im Allgäu auf einen kenianischen Pastor getroffen bin. Und das speziell in der Anfangszeit unserer Überlegungen, nach Kenia zu gehen. Es war für mich wie eine persönliche Bestätigung, dass Jesus auch mich in Kenia gebrauchen will.

Sandra und Stephan

Im Laufe dieses langen Berufungszeitraums bisher, wurden wir am 06.04.2016 zu glücklichen Eltern unseres ersten Kindes Elias Samuel.
Wo wir bisher als junges Ehepaar kraftvoll Schritte gehen wollten, mussten wir uns nun mit ganz neuen Emotionen auseinandersetzen. Unglaublich verliebt, mit kleinem Baby im Arm kamen wir im Gebet noch mal vor Jesus und fragten: Haben wir dich wirklich richtig verstanden? Sollen wir wirklich mit so einem kleinen Wesen ins Ausland nach Kenia gehen?!
Genau drei Tage später bekamen wir hierauf eine sehr liebevolle Antwort. Wir waren in meiner alten Heimatgemeinde und kamen zufällig mit einem Pärchen in unserem Alter ins Gespräch, die uns zu sich einluden. Sie waren selbst mit vier kleinen Kindern für ein paar Jahre als Missionare im Ausland tätig und konnten uns in Bezug auf unsere neuen Bedenken jegliche Ängste nehmen. Was sie uns mitgaben war: „Wenn Gott euch in Mission ruft, wird er sich auch um eure Kinder kümmern.“

Während unserer gesamten Afrika-Vorbereitungszeit begleitete uns immer wieder das Lied „Oceans“ von Hillsong, das uns auch bis heute in der Mission aus der Seele spricht und viel Kraft gibt.

Lied „Oceans“ von Hillsong inkl. deutscher Übersetzung